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Schmitt: Albanien und Kosovo entwickeln unterschiedliche Identitäten, der Hauptunterschied liegt in der politischen Kultur

Oliver Schmidt

Im Gespräch mit dem Publizisten Veton Surroi Im Podcast PIKË sagte der österreichische Historiker Oliver Schmitt, dass die historische Teilung und die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts die Bildung unterschiedlicher Identitäten zwischen Albanern in Albanien und denen im Kosovo maßgeblich beeinflusst hätten.

Er betonte, dass die Existenz zweier albanischer Staaten auf dem Balkan heute eine Realität sei, die jeden Tag Einfluss auf die Entstehung neuer gesellschaftlicher Verbindungen habe.

Schmitt erklärte, dass es sich bei dieser Differenzierung nicht einfach um eine Bezeichnung als „Albaner“ oder „Kosovaren“ handele, sondern um das Ergebnis sehr unterschiedlicher Entwicklungen infolge der Teilung der albanischen Gebiete nach 1918. Er hob insbesondere die Auswirkungen des Enver-Regimes in Albanien hervor, das zu völliger Isolation, extremer Verstaatlichung des Alltagslebens und der Zerstörung sozialer Strukturen führte, einschließlich des Vertrauens zwischen den Menschen aufgrund der starken Kontrolle der Staatssicherheit.

„Im Albanien der Enver-Ära gab es kein Privateigentum mehr, die Freizügigkeit war verboten und die Religion aus dem öffentlichen Leben verbannt. Im ehemaligen Jugoslawien hingegen konnten die Albaner frei umherziehen, hatten Zugang zu Technologie, Gütern und Kontakten zur Welt. Diese Unterschiede haben das soziale Bewusstsein und die Kultur der Albaner auf beiden Seiten stark beeinflusst“, sagte er.

Ihm zufolge besteht heute gerade aufgrund dieser Unterschiede ein grundlegender Unterschied in der politischen Kultur zwischen Albanien und dem Kosovo – ein Aspekt, der laut dem Historiker den größten Unterschied zwischen den beiden albanischen Staaten darstellt.

Surroi warf die Frage auf, ob dieser Prozess im 21. Jahrhundert zur Bildung neuer albanischer Identitäten führen werde, einschließlich der Diaspora, als vielfältigere und verstreutere „albanische Gemeinschaften“, nicht nur auf dem Balkan, sondern auf der ganzen Welt.

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